Im Stiftshof von Heiligenkreuz herrscht Stille, nur der Brunnen plätschert leise, noch leiser hört man die Blätter der mächtigen Platanen rauschen.
Auf einer der Bänke sitzend, die Ruhe und Kühle genießend, kann ich verstehen, dass Menschen sich in ein Kloster zurückziehen, um sich hier von der Welt da draußen zu erholen und um wieder zu sich selbst zu finden.
Auch ich suche immer wieder Orte, an denen ich meinen Sinnen Ruhe verschaffen kann. Wenn man in der Großstadt lebt, ist man vor allem Lärm immer mehr und öfter ausgesetzt. Die Augen kann man schließen und ihnen eine Auszeit genehmigen, bei den Ohren geht das nicht. Sie sind im Gegensatz zu allen anderen Sinnesorganen auf Dauerbetrieb gestellt – auch in der Nacht.
Straßen- und Fluglärm, Musikbeschallung in mittlerweile den meisten Geschäften, Baulärm, schreiende und trampelnde Kinder in der Wohnung darüber und laut geführte Telefonate in den öffentlichen Verkehrsmitteln – die akustische Belastung ist ständig da und man entkommt ihr nicht.
Studien zeigen, dass permanente Lärmbelästigung gesundheitliche Auswirkungen hat. Nicht nur das Ohr selbst wird geschädigt – die WHO hat festgestellt, dass die Folgen von Konzentrationsstörungen bis hin zu Bluthochdruck und Herzinfarkt reichen. So stellt Lärm nach dem Rauchen heute das zweitgrößte Herzinfarktrisiko dar. Abgesehen davon, dass die Lebensqualität eingeschränkt wird und psychischer Stress entsteht.
Angeblich fühlen sich 2/3 der Menschen von Lärm belästigt – dann frage ich mich aber, wieso dann so viele, offensichtlich gerne, permanent Lärm verursachen oder ihn nicht zu verhindern suchen; und so wenige an einem stillen Ort ihren, und anderen, Ohren eine Pause gönnen.
Es ist oft wirklich schwierig, einen Ort zu finden, an dem ein überhaupt keinen Hintergrundlärm gibt. Wenn man allerdings dann so einen gefunden hat und es genießen kann, dann ist es umso schöner!
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Ja, Ruhe ist ein hehres Gut. Aber nur für einen Teil der Menschheit. Den anderen, größeren Teil stört Lärm nicht (mehr) und viele brauchen ihn. Ich kann mir zwar nicht ausmahlen wie es ist, aber für die ist Stille unheimlich, wirkt bedrohlich, sie brauchen Lärm um sich herum. Entweder den Lärm einer Menschenmenge oder immer und überall Musik bzw. das was sie dafür halten. Die sie sich über das laute Autoradio oder über Kopfhörer „reinziehen“. Eine Wanderung durch menschenleere, stille Natur, die Stille in einem Klosterhof wie diesen oder im Inneren einer Kirche sind ihnen mehr Belastung als Genuss. Da ist ein lauter Strand mit tausenden Menschen oder – wie jetzt gerade stattgefunden – die Pfingstfete in Lignano doch ganz was anderes. Und was die 2/3 jener, die Lärm angeblich stört, angeht: Schlimmstenfalls stört sie der Lärm der anderen, der ihnen im gegebenen Moment nicht in den Kram passt. Der eigene Lärm ist bekanntlich nur „Geräusch“ und kann gar nicht stören.
Zum Glück meiden die „Lärmfetischisten“ jene Orte der Stille und lassen uns andere dort allein und IN RUHE.
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