6 Länder in 10 Tagen

Ich durfte gestern via Fernsehen eine chinesische Reisegruppe auf ihrer 10-tägigen Reise durch 6 europäische Länder begleiten.

6 Länder in 10 Tagen – hört sich für euch nach Stress an? Ist es auch! Hört sich danach an, als würde man von den bereisten Ländern nicht viel sehen? Sieht man auch nicht – wozu auch? Vom Reisebus aus, mit einem kompetenten Reiseführer an der Seite, erfährt man genug.

Bitte, ich will fair sein: in diesem Film erfahre ich auch, dass die Chinesen (zumindest die, die da zu sehen waren) nur 10 Tage Urlaub im gesamten Jahr haben. Insofern finde ich es toll, dass sie Europa so interessant finden, dass sie hier ihren Jahresurlaub verbrauchen.

Ich steige beim Bericht erst ein, als die Gruppe am Weg von Rom nach Venedig ist. Der Reiseleiter (ebenfalls Chinese) erzählt, dass es in Europa viele nette Völker gibt, eben z. B. die Italiener, aber auch die Franzosen. Trotzdem können die Franzosen die Italiener nicht leiden, weil die Franzosen alle sehr ruhig sind, sehr unaufgeregt. Der Italiener aber ist laut und hektisch und außerdem zuckt er beim Reden ständig mit den Schultern und gestikuliert mit den Händen (Schulterzucken und Gestikulieren wird vorgezeigt, schaut mir sehr nach einer Überdosis Ecstasy aus). Das mögen die Franzosen nicht. Aha.

Venedig besichtigt in 2 Stunden; gut, es ist eine kleine Stadt, da ist man rasch durch. Ich erfahre, dass der Markusdom für die Italiener die selbe Bedeutung hat, wie die „Verbotene Stadt“ für die Chinesen. Ob das die Italiener auch wissen?

Flugs geht die Reise weiter nach Österreich, einziger Aufenthalt: Innsbruck. Warum fährt man nach Innsbruck!? Mir fällt das Goldene Dachl, die schöne Altstadt, die Sprungschanze ein… nein! Wegen der Berge! Liebe Salzburger, Steirer etc. nehmt euch ein Beispiel an Innsbruck, die Berge dort sind einzigartig. Die Übernachtung in Österreich ist ok, das Essen nicht. Keine chinesischen Nudeln, und der Reis ist auch nicht wie gewohnt.

Am nächsten Tag fährt man gottlob weiter in die Schweiz, in den Osten Österreichs muss man nicht, Hallstatt hat man vorsorglich eh daheim nachgebaut. In der Schweiz wird zuerst Luzern besucht. Was auch gut so ist, kommt man doch am Weg am schönen Walensee vorbei, der exemplarisch die Landschaft Europas widerspiegelt. See mit Bergen, blaues Wasser, blauer Himmel.

Zweite Station ist Titlis, eines der beliebtesten Skigebiete in der Schweiz. Trotzdem ist es, wie der Reiseführer erzählt, eine sehr arme Region. Die Leute leben nur vom Tourismus und in Häusern, die teilweise 1 – 2 km vom nächsten Nachbarn entfernt sind! Da sieht man den Nachbarn vielleicht nur alle 3 Tage! (Bitte ich melde mich freiwillig, um in dieser armen Region mein Dasein zu fristen.) Sie kommen nur 1 Mal im Monat in die nächste Stadt, wo doch aber Online-Shopping in Europa so teuer ist, das kann sich die Bevölkerung dort gar nicht leisten. Wenn keine Touristen da sind, schauen sie fern und wenn nichts im Fernsehen ist, beschäftigen sie sich mit den Schafen (wie, wurde nicht näher ausgeführt).

Beim Grenzübertritt nach Frankreich erfahre ich noch über die Franzosen – ich weiß ja schon, dass sie die Italiener nicht leiden können – dass sie nur 150 Tage im Jahr arbeiten! Wenn Dienstag ein Feiertag ist, haben sie automatisch am Montag frei, ist Donnerstag ein Feiertag dann den Freitag. Da es da sehr viele Feiertage gibt, arbeiten die mitunter nur 1 Tag in der Woche, am Mittwoch.

Und hier ist für mich Schluß! Ich kann nicht mehr, weil ich frustriert bin. Ich darf nicht in armen Schweizer Regionen wohnen, wo der nächste Nachbar 2 km weg ist, und auch nicht in Frankreich, wo ich nur 150 Tage im Jahr arbeiten müsste, statt hier über 200!

Nein, ehrlich, hier ist für mich Schluß, weil ich es sehr schade finde, dass DIE Chinesen bei all dem Interesse für Europa keinen Reiseführer zur Seite haben, der sie nicht mit so viel Schwachsinn versorgt und sie mit so vielen Vorurteilen über DIE Europäer wieder heimfahren lässt!

2 Gedanken zu „6 Länder in 10 Tagen“

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