Kochrezepte?

In vielen Blogs und auf eigenen Seiten stellen hunderte Leute ihre Kochrezepte zur Verfügung, ja manche verdienen damit als „Koch-Influencer“ sogar ihr Geld.

Ich möchte daher auch gerne Rezepte online stellen – einziges Problem: ich koche ohne Rezept oder verfälsche ein Rezept so lange, bis es mit dem ursprünglichen gar nichts mehr zu tun hat. D.h. ich lese ein Rezept, das so viele und/oder extravagante Zutaten enthält, dass es mir zu mühsam ist, das so zu machen; da ersetze ich eben ganz viel, lasse manches weg und füge anderes hinzu. Deshalb bin ich auch beim Backen eine Niete, da muss man sich an Mengenangaben halten.

Und nach Fertigstellung des Gerichts kann ich auch keines schreiben, weil ich keine Mengenangaben machen kann, außer „ein Schuss“, „eine Brise“ oder „ein Euzerl“ (für alle Nicht-Österreicher: ein Euzerl ist ein Zehntel von einem Euz *).

Ein Bsp.: Ich habe Zwetschken gekauft, die dermaßen fad und hart waren, dass ich beschloss, daraus ein Kompott zu machen. Grundrezept eines Kompotts ist einfach; Früchte, Wasser, Zucker, vielleicht ein bisschen Zimt oder Gewürznelken.

Nach dem Kochen waren die Früchte zwar weich und der Geschmack war zwetschkiger, aber trotzdem noch recht fad. Und hier beginnt der rezeptfreie Teil: ein Brise Blütensalz (selbstgemacht – alle möglichen Blüten (weiß nicht mehr welche) und Salz (in welchem Verhältnis weiß ich auch nicht mehr)), ein Schuss dunklen Balsamico-Essig, das letzte Bisserl Holler-Gelee und zum Schluss ein Euzerl Zwetschenschnaps. Klar?

Und auch bei komplizierten Gerichten schaut es nicht anders aus. Ich koche oft nach dem Motto: was hab ich – was davon muss weg – was davon passt z’samm. Und dann eine Brise, ein Euzerl, ein Bisserl von und ein Schuss…. Erstaunlich, aber das klappt und schmeckt!

*) Es gibt tatsächlich kein „Euz“. Und die Mengenangabe „ein Euzerl“ ist nicht gut zu beschreiben, genauso wie die Angabe „um’s Arschlecken“ – lieber vor Verwendung nachfragen, was gemeint ist :))

3 Gedanken zu „Kochrezepte?“

  1. Liebe Ina,
    Das ist ein goldiger Post! Ich kam aus dem Schmunzeln nicht heraus! Meine Schwiegermutter kocht wie du es beschreibst und zu Weihnachten durfte ich sie beim „Rezept nachkochen“ live beobachten… Kein Lauch da! Kein Problem, dann nehmen wir zwei Zwiebeln. Nicht genug Hack da! Kein Problem, wir nehmen angebratene Pilze dazu, die vom Mittag übrig geblieben sind…. Und es hat am Ende super geschmeckt, aber nochmal das genau so hinzubekommen… 😉 Für mich ist es eine ganz außergewöhnliche menschliche Eigenschaft, die ein kleiner aber täglicher Beweis, dafür dass es nicht den einen richtigen normierten Weg, die eine Methode gibt, dass „anders“ nie mit „falsch“ gleichzusetzen ist… Weiter so! Bleib einzigartig!
    Liebe Grüße
    Natalia

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  2. Wieder ein sehr amüsanter und lesenswerter Beitrag. Ein Thema, das vielen bekannt vorkommen wird, zumindest den Kreativen. Den anderen, den Kochmuffeln oder Bequemen, wird es eher Respekt abverlangen.
    Aber nun zum „Euz“: Das Diminutiv „Euzerl“ ist weithin bekannt und wird auch so ausgesprochen. Allerdings im Dialekt, denn eigentlich müsste es „Alzerl“ heißen. Zumindest wird es so geschrieben und – wie das Internet verrät – kommt es von „Alz“, was auf italienisch ein kleines Stück Leder am Schuh bedeutet. So wird man von dir auch angeregt, Begriffe zu hinterfragen, neugierig zu bleiben. Man lernt schließlich nie aus. Bitte weiter so.

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