„Das merkwürdige Verhalten…

… geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“. Also immer.

Vier fragwürdig frisierte Buben um die 17 stolzieren gockelartig vorbei, man könnte meinen, das Testosteron rinnt ihnen bereits aus den Ohren, sie wissen nicht wohin damit. Ihre Kleidung ist gerade angesagt und cool, leider taugt sie für diese Jahreszeit wenig. Sie frieren deutlich, was ihrem versucht lässigen Gehabe wesentlich schadet, was sie selbst aber nicht merken. Sie sind zu beschäftigt, sich zu präsentieren – denn bei der Haltestelle stehen ein paar Weibchen im richtigen Alter, die es zu beeindrucken gilt.

Die Mädels steigen in die Straßenbahn, ihre Blicke streifen suchend umher. Ah, offensichtlich sind sie fündig geworden, denn sofort wird kichernd geflüstert. Da werden Haare zurückgeworfen, Schultern gestrafft, Busen rausgestreckt und Po-Backen zwecks Knackigkeit zusammengepresst. Und natürlich der eine oder andere Blick kokett in die richtige Richtung geworfen.

Da ist also die Pubertät und damit das Werben um geschlechtsreife, willige und optimale Partner in vollem Gange. Die Pubertät geht, das Werben bleibt. Es wird immer ausgefeilter und ändert sich, nimmt mit zunehmenden Alter ab, ist, wenn ein Partner vorhanden ist, auf Eis gelegt, aber es bleibt.

Ich beobachte es immer wieder in Lokalen, öffentlichen Verkehrsmitteln und sogar im Supermarkt. Natürlich ist jede Bewegung, die Körperhaltung und Mimik unbewusst und die Beteiligten würden abstreiten, an diesem „Spiel“ teilzunehmen. Meist jedenfalls, denn natürlich ist Frau bewusst, dass leicht geschürzte Lippen und das gezeigte Dekolleté wirken können; die Hand, die einladend über den präsentierten Hals streicht oder in Gedanken am Ohrläppchen spielt, sind hingegen schon wieder unbewusste Handlungen.

Das alles ist nicht primitiv, es ist ein tief in uns verankertes Verhalten und auch sinnvoll. Oft schon untersucht und immer wieder bestätigt. Wie die Blickmuster, die bei Männern und Frauen immer gleich sind, wenn sie einen potenziellen Partner das erste Mal begutachten. Da wird ganz automatisch gecheckt, ob das Männchen potent ist und das Weibchen auch gegen andere schützen könnte, umgekehrt, ob das Weibchen Kinder gebären und ernähren kann.

Mich amüsiert die Beobachtung, sehr wohl in dem Wissen, dass ich keineswegs anderes bin, und es freut mich, wenn die Bemühung beider Seiten nicht ohne Ergebnis bleibt. Das „merkwürdige Verhalten“ einzustellen würde nicht nur nicht funktionieren, sondern würde dem Leben doch auch einiges an Spaß und Spannung nehmen. Oder?

Ein Gedanke zu „„Das merkwürdige Verhalten…“

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