Hitzewelle

Es ist heiß. Sehr heiß. Das ist keine subjektive Empfindung, es ist wirklich so. Damit wird der Stoff von Röcken und Oberteilen weniger, die Ausdünstungen dafür mehr.

Ich sitze in der U-Bahn, sehe bei meiner vis-à-vis-Nachbarin, dass sie ein hellblaues Unterhöschen trägt und frage mich, ob es ihr nicht graust, so wenig Stoff zwischen sich und dem U-Bahn-Sitz zu haben. Da ich eine Frau bin, fesselt mich der Anblick nicht, mein Blick gleitet weiter nach hinten; hätte ich bleiben lassen sollen. Ein hellblaues Spitzenhöschen ist allemal schöner, als ein behaarter Männerbauch der unter einem sehr knapp bemessenen, verschwitzten T-Shirt hervorquillt.

Nix wie raus aus der U-Bahn und zur Straßenbahn. 8 Minuten Wartezeit, na bravo. Der Schatten fühlt sich gar nicht an wie Schatten. Der Wind ist nicht kühlend, sondern wie ein riesiger Haarfön. Verstohlen wische ich hin und wieder ein Schweißtröpfchen aus meinem Gesicht. Contenance, Contenance, du kannst die Hitze nicht ändern. Gleich wird es besser, die Straßenbahn ist schon in Sicht.

Schlaff lasse ich mich auf einen Sitz sinken, mein Blick fällt auf einen der Monitore, die den Fahrgästen Nachrichten, Kurzfilme und Werbung zeigen. Da steht gerade, dass leider nur jede xte Straßenbahn Klimaanlage hat. Wie sich das anfühlt, beginne ich gerade zu merken. Ob man auf Plastiksitzen kleben bleiben kann? Ob ich so rot im Gesicht bin, wie es mir vorkommt?

Konzentration auf die Atmung…. super, meine Station, nur noch 300 Meter durch die pralle Sonne, dann bin ich im klimatisierten Büro. So gern bin ich überhaupt noch nie arbeiten gegangen! Es ist so angenehm im Büro (die Temperatur, mein ich), dass ich gar nicht mehr an die Hitze dort draußen denke.

Bis es schließlich Abend ist und ich an den Heimweg denken muss, weil ich ihn jetzt antreten sollte. Tapfer bleibe ich optimistisch: die Straßenbahn wird sofort kommen und die xte – und somit klimatisiert – sein, der Wind wird kühlend durch mein Haar streichen. Und auch diesmal wird mein Blick in der U-Bahn nach hinten gerichtet sein und einen Mann in einem knapp bemessenen T-Shirt sehen: nur dass sich unter diesem ein Waschbrettbauch abzeichnet, der zu einem zweiten Channing Tatum gehört!

4 Gedanken zu „Hitzewelle“

  1. ….wie schön. Ich steige in mein Auto, die Klima kommt in sekundenschnelle auf Hochtouren, sieben Minuten später sitz ich im ebenfalls klimatisierten Büro :-).
    Wirklich wunderbar beochbachtet und beschrieben, liebe ina.

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    1. Dafür hast du keine Geruchserlebnisse à la „Der Geruch nach feiner Süße, ist das Ergebnis seiner Füße“ 🙂 Na, ok, ein bisschen beneiden tu ich doch schon *zwinker*

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