Ver(w)irrt!?

Da ging ich letzte Woche durch den noch winterlichen Auwald, hab dem Specht-Geklopfe und Vogelgezwitscher zugehört, die ersten Frühlingsboten gesehen und genossen, dass so wenig Menschen da waren. Die schöne Sonne, das glitzernde Schilf und der letzte Schnee, der unter den Schuhen knirscht.

So wanderte ich dahin und freute mich an der Natur, der guten Luft und der Ruhe. Und dann ist mir plötzlich „Le nozze de Figaro“ durch den Kopf gegangen, die Oper von Mozart, wo einmal nicht jemand aus Eifersucht ermordet wird, oder sich selbst wegen unerwiderter Liebe hinmeuchelt. Eine schöne Liebesgeschichte mit positivem und glücklichem Ausgang für alle, sprich ein Happy End. (Wenn auch auf Umwegen, sonst wären dem Wolfi seine Noten für das Libretto viel zu lang gewesen.)

Abgesehen von den „Berufen“ der Charaktere, Graf, Gräfin, Kammerdiener und Zofe, könnte die Handlung auch die einer modernen Liebesgeschichte sein, vorzugsweise zum Valentinstag im TV gesendet. Und passiert sogar ähnlich im täglichen Leben: ältere Herren die in der Midlife Crises wesentlich jüngere Frauen anhimmeln und erst, wenn sie sich gründlich lächerlich gemacht haben, reuig zu ihren duldenden Ehefrauen zurückkehren. Rundherum jede Menge Getratsche, aber zwischen Liebenden zu wenig aufrichtige Kommunikation, die Missverständnisse und Verwirrung verhindern könnte.

Die Zuschauer leiden mit, freuen sich, wenn ein Intrigant den Kürzeren zieht und vergießen eine Träne, wenn alles gut ausgegangen ist. Das Medium, solche Geschichten zu erzählen, mag sich geändert haben, der Inhalt im Grunde nicht.

Nein, die Geschichten, die unterhalten, haben sich nicht geändert, aber – wie ich plötzlich feststellte – der Weg auf dem ich unterwegs war! Verirrt!? Nein – da konnte man doch immer durch, zum Wasser hin! Der Weg den ich gehen wollte, war seit dem letzten Mal zugewachsen, die Natur hatte sich ein Stückchen Zivilisation zurückgeholt.

Soll recht sein – schön, wenn einiges gleich bleibt und anderes sich ändert.

 

2 Gedanken zu „Ver(w)irrt!?“

  1. Wenn „ein Weg zugewachsen“ ist, gibt es immer einen anderen, der einen ans Ziel bringt, wenn man es wirklich erreichen will.

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