Wenn man jeden Tag um die selbe Zeit die selbe Strecke mit den selben Verkehrsmitteln ins Büro fährt, trifft man immer wieder die gleichen Leute. Und man lernt ihre Eigenheiten kennen….
Darf ich vorstellen:
Frau Wimperntusche,
ist sicher schon zwischen 55 und 60 Jahre alt, legt viel Wert auf ihr Äußeres und verfeinert dieses in der Straßenbahn ständig (mehr oder weniger erfolgreich). Sie gehört zu den Frauen, die sich in der Straßenbahn schminken, was ich bei dem Geruckel schon bemerkenswert finde. Dabei legt sie offensichtlich viel Wert auf getuschte Wimpern und hat einmal tatsächlich 8 Minuten nur Wimperntusche aufgetragen. Das sind 4 Minuten pro Auge! Bitte, Ladies, versucht einmal das nach zu machen – da wird einem das Aug wassrig und der Arm schlaff.
Herr Parfum,
riecht immer, als wäre er ins Parfum-Flascherl hineingefallen. Man kennt doch diese Typen, die sicher Mitte Vierzig sind, das nicht wahrhaben wollen und sich auf Anfang 20 versuchen zu trimmen. Versuchen, wohl gemerkt! Die Falten sprechen eine andere Sprache. Leute, steht zu eurem Alter!
Frau Kaffee,
hat jeden Tag einen „Kaffee zum Mitnehmen“ in der Hand, den sie bis aufs letzte leert. Da wird zum Ende hin der Kopf tief in den Nacken gelegt, dass auch noch der letzte Tropfen aus dem Becher rinnt. Aber damit nicht genug: dann wird der Deckel abgenommen und der Becher ausgeschleckt, der Milchschaum muss auch noch raus. Dass es dafür eigentlich so Staberln gäbe… Schön zum Anschauen, ist das nämlich nicht.
Der Bursche „Gott-bin-ich-gelangweilt“,
geht sicher in ein feines Gymnasium, Oberstufe, und schaut nicht nur überheblich, sondern auch äußerst gelangweilt in die Gegend. In seinem Fall ist das wohl nicht nur dem Alter geschuldet, ich fürchte, er hält sich wirklich für was Besseres. Sein kleiner Bruder steht ihm in nichts nach – wobei ich nur vermute, dass das sein kleiner Bruder ist, weil sich die beiden wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Sprechen tun die nämlich nicht miteinander. Dafür sind beide zu gelangweilt.
Frau Feldwebel Kaugummi,
kaut in unglaublicher Geschwindigkeit, Zackigkeit und Genauigkeit Kaugummi. Heißt, sie kaut nicht einmal rascher, dann langsamer, man sieht, wie der Kaugummi im Mund hin und her geschoben wird – nein! Er bleibt an einem Ort und der Kiefer klappt einfach sehr schnell auf und zu. Alle rund 30 Sekunden hört sie kurz auf, um dann wieder mit der selben Intensität weiter zu machen. Hätte ich nicht gesehen, wie sie sich den Kaugummi in den Mund steckt, hätte ich geglaubt, sie hat ein Nervenleiden. Dann hätte sie mir leid getan, so geht sie mir nur auf die Nerven. Ich kann nicht hinschauen, weil mich das ganz hippelig macht.
Und last but not least,
Herr Standard,
der täglich den Standard liest. Das große Format, komme was da wolle. Der überlässt einer bedürftigen Person schon dadurch einen Sitzplatz, in dem er die Zeitung zusammenfaltet. Einmal nur, wollt ich mich grad neben ihn setzen, da hab ich gesehen, wie er umblättert und die Zeitung ordnet. Ich krieg eh so leicht blaue Flecken, da hab ich’s gelassen.
Na, Lust auf sozialkritische Studien bekommen? Dann sehen wir uns morgen, 07.30 Uhr im 1er! Übrigens: ich bin die, die einfach nur rumsitzt und hin und wieder gähnt.
witzige Story! Besonders Letzteres kann ich mir sehr gut vorstellen 🙂
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Hahaha! Super Beobachtungen! Und das ließe sich wohl unendlich fortsetzen!
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