I, Human

In wenigen Stunden habe ich das neue Buch „Origin“ von Dan Brown gelesen, es aufgesaugt. Nicht nur weil es ihm gelungen ist,  die aufgebaute Spannung bis zum Schluss hoch zu halten. Sondern weil es sich mit den zentralen Fragen der Menschheit – „Woher kommen wir?“ und „Wohin gehen wir?“ – bzw. der Beantwortung dieser beschäftigt. Da kann natürlich die Kontroverse zwischen der (jeder) Kirche und den Naturwissenschaften nicht ausbleiben. Schön – zumindest für mich als überzeugte Atheistin – wie Dan Brown Gott als einzige Antwort auf diese beiden Fragen „auseinander nimmt“.

Und ich wollte möglichst rasch wissen, was der Autor für Antworten findet; würden sie reine Fiktion sein, oder schafft er es, durchaus mögliche und realistische Antworten zu finden – vor allem auf die zweite Frage: WOHIN GEHEN WIR.

Eine der Hauptcharaktere des Buches ist Winston, eine hochintelligente, selbstlernende, künstliche Intelligenz, die am Ende noch für eine Überraschung sorgt. Und mich in Verbindung mit der Antwort auf die zweite Frage zum Nachdenken bringt.

Viele Fragen tun sich zum Thema KI* auf; wie gefährlich kann sie der Menschheit werden, wie nützlich ist sie jetzt schon, können und werden wir sie beherrschen oder ganz banal, werden wir unsere Arbeitsplätze verlieren, weil ein „dummer“ Computer die Arbeit schneller und kostengünstiger erledigt? Stephen Hawking warnt immer wieder davor, dass KI, die sich selbst optimiert und repliziert, der größte Feind der Menschheit werden könnte.
Forscher der Google-KI-Schmiede „DeepMind“ haben getestet, wie sich KI an ihre Umgebung anpasst und verhält, wenn sie auf eine fremde KI trifft. Die Ergebnisse waren nicht eben beruhigend – wenn die KI der Meinung ist, etwas zu verlieren, wählt sie aggressive Strategien, um zu gewinnen (kommt einem irgendwie bekannt vor, oder?). Und die gesamte Studie zeigt letztlich, dass die Gefahr einer dem Menschen feindlich gesinnten KI dann besteht, wenn sie keiner menschlichen Kontrolle mit unterliegt (z. B. als Folge einer Fehlkonstruktion) oder wenn sie es vom Menschen so beigebracht bekommen hat.

Social Bots, Robotik, Humanoide Roboter, fühlende Prothesen die mit den Gedanken gesteuert werden und vieles mehr gibt es bereits. Und Vordenker der KI-Forschung halten es durchaus für möglich, dass Roboter in Zukunft, wenn sie mit Menschen interagieren, ein Bewusstsein für ihre Umgebung und vielleicht sogar für sich selbst besitzen.

Siri und Alexa werden von vielen Personen schon ganz selbstverständlich als Hilfe zugezogen. Wen wundert es da, wenn Alexa dann einmal allein Party macht (Alexa hat so laut – allein daheim – Musik gespielt, dass Nachbarn die Polizei gerufen haben (kann man in der Zeitung lesen)).

Bei manchem Navi wird die Stimme (so hat man den Eindruck) schon jetzt immer eindringlicher, wenn man nicht dort abbiegt, wo es sagt. Wie ist das in Zukunft? Übernimmt dann der Autopilot das Steuer und fährt zum ursprünglichen Ziel, obwohl ich vorher noch Milch kaufen möchte, dies aber dem Computer nicht mitgeteilt habe?
Muss ich mit dem Kühlschrank-Computer diskutieren, wenn die Eier aus sind, ich aber keine neue möchte?
Beißt der Robo-Hund das Herrchen, weil er nicht versteht, dass das Frauchen ganz freiwillig und gern in einem Rollenspiel den Hintern versohlt bekommt?

Und kann ich dann noch solche Blogs schreiben, oder versteht das mein Computer als Kritik an seiner Person und löscht ihn?


* KI = Versuch eine menschenähnliche Intelligenz nachzubilden, die eigenhändig Probleme bearbeiten kann.

3 Gedanken zu „I, Human“

  1. Interessante Fragen, die sich im Zusammenhang mit KI da auftun – mal sehen, wie das ausgeht. Mein Gefühl dabei:

    Erstens sollten wir keine Angst haben, die ist immer ein schlechter Ratgeber. Am Ende wird der Computer trotzdem nur das machen, was man im anschafft (kann leider auch was ganz böses sein).

    Zweitens beschäftigt mich eine Frage noch mehr, nämlich die, woher wir kommen. Die ist zwar an und für sich zufriedenstellend geklärt, leider wollen oder können das viele (vor allem religiös indokrinierte) Menschen nicht zur Kennsnis nehmen.

    Naja, wie gesagt – wir werden sehen…

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    1. Du hast sicher recht, Angst ist ein schlechter Ratgeber, was aber, wenn der Mensch schlicht zu dumm ist, das zu beherrschen, was er erschafft? Also KI sehr wohl Gutes anschafft, einen Computer auf „gut“ und dem Menschen dienlich programmiert, aber die Auswirkung der Programmierung nicht bis zum Ende mit allen Konsequenzen durchdenken kann? Und sie allein dadurch nicht mehr beherrscht, so sie sich selbst optimieren kann…

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  2. Ganz klar, dass die Sache ihre Risken in sich birgt. Wie bei allem, was die Menschen sich so ausdenken und dabei von der Natur entfernen. Aber es gibt in diesem Zusammenhang auch so manches, wo der Mensch sich die Natur nicht nur zum Vorbild nimmt und sie koppiert, sondern gleichzeitig auch noch Natur unterstützt. Zum eigenen Nutzen. In diesem Zusammenhang bin ich in der Zeitschrift „Wald“ auf ein Projekt gestossen, das dem entspricht, heute noch utopisch klingt, aber sicher Zukunft hat, sonst würden sich nicht unter der Patronanz der EU mehrere europäische Universitäten damit befassen. Federführend beteiligt ist dabei auch das Artificial Life Lab der Karl-Franzens Uni. Graz. Anzusehen unter http://www.florarobotica.eu.
    Und zum Thema „smart home“ mit jeder Menge künstlicher Intelligenz als weiterer Link, ebenfalls mit Zentrum in Österreich die Firma Loxone (loxone.com) aus Kollerschlag im Mühlviertel. Und ich glaube nicht, dass es soweit getrieben wird, bis uns der Kühlschrank seinen Willen aufzwingt 😉 Und beim Navi und den selbst fahrenden Autos wird wohl auch, wie heute schon beim Flugverkehr und seinen Computersystemen bis hin zur automatischen Landung, dem Menschen die letzte und entscheidende Kontrolle überlassen bleiben müssen.
    Andernfalls kippt die Sache ins Chaos und man würde schnell wieder zurück rudern, denke ich.

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