Lustig sein! Jetzt! Alle!

Ein Fernsehbeitrag über das größte Kreuzfahrtschiff, das es momentan gibt. Man sieht das Meer nicht, außer man schaut aus dem Guckloch seiner Kabine, an Deck ist rundherum alles verbaut. Dafür hat es eine Shopping Mall, durch die 2 x am Tag Disneyfiguren tanzen und die Leute zum Mitmachen animieren. An Land gehen braucht man auch nicht mehr, weil es jeden Tag und Abend ein Programm, eine Show gibt, die auf das Land, an dem man gerade angelegt hat, abgestimmt ist. „Action“ rund um die Uhr, immer schön bunt und zum Mitsingen.

Man kann sich ständig beschäftigen – sei es mit lustigen Poolspielen, Klettern im Bauch des Schiffes auf einer eigenen Kletterwand oder mit Mal-, Sing-, Tanz-, Schnitzkursen, Bikram Yoga oder im Kraftraum.

Geht man doch an Land, dann selbstverständlich mit Reiseführer, einem Alleinunterhalter mit flachem Witz. Da bekommt man aber nicht etwa wissenswerte Informationen, sondern wiederum Animation. Die Teilnehmer haben nicht nur was angeschaut, sondern konnten „dabei sein“.

Nicht, dass mir das neu wäre, was ich da sehe; trotzdem bin ich wieder erstaunt. Kann die Rufe ringsum richtig hören, wenn man nicht mit tun will: „sei nicht so fad“, „mach dich locker“. Kollektives fröhlich sein, egal wie es einem geht.

Für mich ist es ein Erlebnis, auf Urlaub zu fahren. Andere müssen das Erlebnis extra dazu buchen. Abgesehen davon, dass ich nicht immer „Erlebnisse“ brauche. Es reicht mir, einfach zu faulenzen oder mir z.B. eine Stadt ohne Reiseführer anzuschauen; alles ohne dass mir Donald Duck Sirtaki tanzend einen rosafarbenen Drink überreicht!

Da passt doch meine neue Fotoserie „Stillleben“!

2 Gedanken zu „Lustig sein! Jetzt! Alle!“

  1. Wirklich schöne und Ruhe ausstrahlende Fotos.
    So, nun mach ich mich auf die Suche nach einem Samstag Nachmittags Erlebnis
    * Sirtaki tanzend die Bühne verlasse *

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  2. Die Klientel von Kreuzfahrten setzt sich meiner Meinung nach aus Leuten zusammen, die zu träge, zu ängstlich, zu denkfaul sind, um eine Reise selbst zusammen zu stellen und zu organisieren. Was für andere ein Teil der Vorfreude ist, ist für sie ein Horror. Sie wollen sich um nichts kümmern müssen, verwöhnt werden und bei „all inclusive“ möglichst viel und gut essen und trinken. Mag sein, dass es oft auch der einzige, zeit- und kostensparendste Weg ist, um ferne Ziele zu erreichen und sich um keine Quartiere an den Destinationen kümmern zu müssen. Aber viele – und ich kenne da einige selbst – würden sich auch für nähere Ziele interessieren, aber sie sind einfach zu bequem, um sich diese auszuwählen und das Nötige zu organisieren, um dorthin zu gelangen. Selbst ein Urlaub im eigenen Land (das sie viel zu wenig kennen), könnte viel mehr an Erholung und an Schönem bringen, ist für sie aber nur möglich, wenn ein anderer für sie die Sache in die Hand nimmt. Da ist es doch allemal einfacher ein vorgefertigtes Programm eines Reiseveranstalters zu buchen und sich auf ein Schiff zu setzen, von dem aus man dann Tage lang nur Wasser oder den Bauch des Schinakels und beim Landgang auch nicht wirklich was – und das im Schnelldurchgang – zu sehen bekommt.

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